„Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest“ (R.M. Rilke) oder: warum es immer wieder um Vertrauen geht!

In der kommenden Ausgabe des Magazins „Weite Horizonte“ geht es diesmal um die Freude!
Super! Nichts leichter als das, Freude wollen wir doch alle!

Sozusagen Kollektiv-Konsens.

Aber in dem Moment in dem ich mich hisetze um meinen Artikel zu schreiben, stockte es.
Da ist nicht dieser Schreib-Fluss, wie ich ihn sonst kenne.
Leere und Irritation.

Was war ist denn? Ich meine `Freude´! Wieviel angenehmer darf es denn noch sein!

Dann, in einer Talkshow, fällt dieser Satz von Rainer Maria Rilke:
Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es ein Fest!

Mein Herz geht auf!

Genau. Genau so fühlt sich mein Leben gerade an. Ich muss es nicht verstehen.

Diese Prozesse in mir, diese riesigen emotionalen Berge und Täler, durch die ich gerade wandere, diese Unmengen von Transformation.
Tiefe Traurigkeit, Einsamkeit, dann wieder bisher unbekannte Höhenflüge.

Ich muss diesen Wahnsinn nicht verstehen, der da um uns herum gerade tobt. Im Großen – Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen. Und im Kleinen,
bei Freunden, Familie, in meiner Nachbarschaft.

Ich muss das alles nicht verstehen.

So langsam fange ich an, das `im Jetzt´ sein auf einer tieferen Ebene zu spüren als es rein mental verstehen zu wollen – das hat eh nicht geklappt.
Ich war oft mehr in der Vergangenheit oder der Zukunft, selten wirklich im Jetzt.

Warum blockiert der Versuch zu Verstehen?

Verstehen wollen bedeutet immer, dem Geschehen und Erleben eine innere Logik zuordnen zu können. Eine Struktur, die wir nachvollziehen können. Eine Ursache und die daraus folgende Wirkung, ein `wenn – dann´, ein `weil – deshalb´. Dann können wir innerlich nicken und sagen `Ah, ja, das macht Sinn.
Ich habe das uralte Thema mit meiner Mutter lösen können, deshalb schlafe ich jetzt besser. Ich habe diese eine alte Inkarnation durchlichtet, jetzt muss ich nicht mehr reflexartig so und so reagieren. Ich verstehe´.

Aber es macht nicht immer Sinn – oder besser gesagt: es macht auch oft einen Sinn, den wir nicht kennen, nicht sehen und schon gar nicht verstehen können. Es macht einen universellen Sinn, der außerhalb unseres Vorstellungsvermögens liegt. Das Universum ist nun mal größer und großartiger als unser Erbsenverstand.

Ich habe schon oft an Themen in meinem eigenen Leben gearbeitet, für die ich unendlich viele Erklärungsmuster hatte. `Das ist so, weil…´.

Immer ging es dann bis zu einer bestimmten Grenze voran bei der Lösung, bis zu einem Punkt, dann war Schluss. Wie an eine unsichtbare Mauer.

Wieso? Weil ich eben versucht habe, zu verstehen, mental, intellektuell zu erfassen, so, dass ich es Dritten erklären könnte.

Einfach geschehen zu lassen fiel mir unendlich schwer. Konnte es so einfach sein? So anders als in meiner Vorstellung? So anders als geplant?

Das Glücksgefühl, das da aufstieg einfach dankbar anzunehmen hat selten funktionert. Immer gab es noch ein Haar in der Suppe, war ich nicht einverstanden mit der Art der Lösung, ihrem Umfang, ihrem Tempo.

Und nun?

Es geht nur mit Vertrauen. Mit Geschehen lassen. Mit Offenheit, für das was geschieht. Mit der Überzeugung, dass es da noch mehr an Möglichkeiten gibt, als ich mir vorstellen kann.

Und ja, es geht nur mit Loslassen, so abgedroschen es klingen mag.
So einfach ist das!

Nach so langer Zeit der Bewusstseinsarbeit komme ich nun zu dieser simplen Erkenntnis.
Nicht neu, ich weiß. Aber gerade hier und heute für mich eine Offenbarung.

Ich muss das Leben nicht verstehen, dann kann es wirklich ein Fest sein!

Welch eine Freude!

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