Wenn im Moment von Freiheit gesprochen wird, geht es fast immer um Vorgaben und Einschränkungen die aus der Corona-Situation abgeleitet werden. Darum, mit wem wir uns treffen, wie wir arbeiten und wie wir unserer Freizeit verbringen. Darum, welche Auswirkungen all dies auf unsere Freiheitsrechte, unsere wirtschaftliche Situation, unsere seelische und physische Verfassung hat. Es geht fast immer um die Frage: wie (un-)frei bin ich im  Moment? Sind wir ausschließlich eingeschränkt oder gibt es auch ganz neue Aspekte (innerer) Freiheit?

Es gibt etwas, was mir in vielen dieser Betrachtungen zu kurz kommt:
der Aspekt der  Eigenverantwortung.

Mir geht es um den grundsätzliche Aspekt und ich tue jetzt einfach einmal so, als ob wir Entscheidungen wirklich „frei“ wählen können, also ohne von  Glaubenssätzen, alten Erfahrungen, gesellschaftlichen Normen und systemischen Blockaden eingeschränkt zu sein. Das stimmt zwar nicht ganz, natürlich beeinflusst die Gesellschaft auch die Folgen meiner Entscheidungen. Das wäre aber ein anders Thema.

Ich wähle also frei, z.B. meinen Partner. Wenn das so ist, dann muss ich damit leben, sollte sich die Wahl als falsch heraus stellen. Wenn ich selber entscheide, welchen Beruf ich erlernen und ausüben möchte, ist bei Misserfolg und Unzufriedenheit nicht das Elternhaus schuld. Wenn ich den ungesunden Weg gehen will und mich hauptsächlich von Zigaretten und Currywurst ernähre, darf ich mich nicht beschweren, wenn der erste Herzinfarkt mit 35 da ist.

Wenn ich frei wähle, was ich tun und was ich lassen will und dies nicht anderen Menschen Institutionen oder Gruppen überlasse, kann ich die Folgen auch nicht eben diesen Menschen, Institutionen und Gruppen vorwerfen.

Wenn wir wirklich frei sein wollen, müssen wir bereit sein mit den Konsequenzen unserer Entscheidungen zu leben. Ja mehr, wir müssen bereit sein, sie in einem positiven Sinne anzunehmen und an und mit ihnen zu wachsen. Wenn wir aufhören, ständig nach außen zu fragen: darf ich, soll ich, wie geht das… dann können wir anfangen, persönliche Freiheit zu erlangen.

Wir müssen bereit sein, die Fragen nach innen zu richten, da finden wir die Antworten, nur da. Wir müssen den Mut haben, selber zu entscheiden, was wir dürfen und wie es geht. Das betrifft sowohl die alltäglichen Dinge als auch die Konzepte, die eine neue Welt erschaffen wollen und die Werte, die unser Leben bestimmen. Und es gilt genauso bei all dem, was wir „Spirituellen“ so gelernt haben – auch wir folgen gerne festen Regeln.

Wenn ich schlecht schlafe, obwohl ich doch die Bettposition ganz korrekt ausgependelt habe, darf ich mich nicht beim Pendel beschweren. Wenn ich eine von mir erlernte Methode modifiziere und damit Erfolg habe, dann sollte ich darauf vertrauen und nicht nach dem Guru rufen.
Das ist unbequem, anstrengend und ungewohnt. Das ist Schwankungen und Irrwegen unterworfen. Das kann dazu führen, dass ich mich um entscheide, auch wenn das außer mir niemand nachvollziehen kann.

Die Zeit der Gurus ist schon lange vorbei, inzwischen selbst derjenigen, die das schon lange lehren!

Denn  tatsächlich – auch wenn wir es kaum glauben können, weil es so groß, ja überdimensional erscheint: alles was ich brauche, trage ich in mir! Ich kann alle meine Wahrheiten, all meine Fragen und Antworten, mein ganzes Potential nur dann abrufen und erfahren, wenn ich mich mir selbst zuwende. Wenn ich all das was ich dort finde als wertvoll erlebe. Als weise! Als verbunden mit der göttlichen Quelle.

Natürlich ist es legitim, Ansätze, Methoden, Theorien zunächst erlernen und verstehen zu wollen, bevor wir sie abwandeln. Natürlich ist es sinnvoll, die Wahrnehmung der inneren Stimme an etwas kleineren Themen zu trainieren, eh wir lebensentscheidende Fragen mal eben „aus dem Bauch heraus“ beantworten. Und natürlich ist ein Ratschlag von der besten Freundin etwas Wunderbares und oft sehr hilfreich.

Aber wenn ich mich dann entschieden habe, für oder gegen den Ratschlag, für oder gegen die Lehrmeinung, dann muss ich die Verantwortung für diese Entscheidung übernehmen und meinen Weg gehen.

Das erfordert Mut, Mut loszugehen, loszulassen und den Mut, Fehler zu machen, die mir mit einem Guru an der Seite vielleicht erspart worden wären.

Aber es birgt die Chance vorzudringen zu ungeahnte Möglichkeiten und in völlig neue Welten – trotz oder vielleicht sogar wegen der Fehler. Es ermöglicht uns, unsere Schöpferkraft zu leben und unsere Wirklichkeit zu gestalten.

Es ist auf den ersten Blick der schwierigere Weg, aber es ist der einzige.

Nur so werde ich erleben, was meine Wahrheit eigentlich ist, was mich wirklich glücklich macht und erfüllt, was all meine Fragen beantwortet.

Nur so kann ich wirkliche Freiheit erlangen.