Entfaltung – das ist das Thema der aktuellen Ausgabe des Magazins „Weite Horizonte“, für die ich diesen Beitrag schreibe.

Entfaltung inmitten dieser erzwungenen Begrenzung, in einer Zeit des Rückzugs, der räumlichen Distanz zueinander, der zum Teil vollständigen Umstellung der Lebens- und Arbeitsumstände und für viele Menschen der existenziellen Bedrohung? Inmitten von Angst um die Gesundheit – Angst, die immer eng macht! Mutig!

Entfaltung: etwas, was komprimiert war, klein, verschachtelt, gepresst, knitterig, etwas, was sein Inneres versteckt hielt, im Geheimen, wird groß, blättert sich auf, erhebt sich, zeigt seinen wirklichen Kern. Die Zeit ist reif sich zu öffnen, aufzubrechen, sich zu präsentieren und zu erheben zur eigenen wahren Größe. Als Kind haben mich diese kleinen Pakete total fasziniert, die – am Anfang ganz stark zusammen gepresst – sich in Wasser zu ihrer eigentlichen Form ent-faltet und erst dann ihren wirklichen Inhalt verraten haben. Aus unansehnlichen harten Klumpen wurden plötzlich wie von Geisterhand kleine Handtücher mit einem wunderschönen Blumenmuster.

Es ist fast nicht möglich, das Thema „Corona“ auszublenden. Es gibt die offiziellen Vorgaben und es gibt so etwas wie eine mediale und gesellschaftliche Omnipräsenz.
Dabei wird uns inmitten dieser Informationsflut wenig Zeit gelassen, uns zu orientieren, es muss ja schnell gehen – jede/r Neu-Infizierte ist eine Eilmeldung wert.

Abwägen, sacken lassen, bedenken und hineinfühlen ist nicht gefragt. Wir müssen uns positionieren und das sofort – dabei gibt es zwei Lager:
Schlafschaf oder Verschwörungstheoretiker.
Raum für „Ent-wicklung“ von Gedanken und einer Haltung, für „Ent-Faltung“ von Gefühlen und möglichen Antworten darauf, ist nicht vorgesehen.

Mir geht es nicht um einen Aufruf zu zivilem Ungehorsam und nicht darum, alles was uns „verordnet“ wird, blind ab zu nicken und zu befolgen.
Es geht mir tatsächlich nicht „um Recht“ haben. Es geht mir um den Prozess.

Ich möchte Zeit haben wahrzunehmen, welchen Weg mein inneres Licht mir weist. Wirklich heraus zu finden, was ich als Wahrheit erlebe, was es da an Gefühlen gibt, die ich lieber nicht hätte, welche Gedanken entstehen, die ich vielleicht selber nicht sofort verstehe, welche Ängste und uralten Erinnerungen auftauchen, zu welcher Gruppe ich gehören und warum ich mich überhaupt entscheiden möchte.
Ich werde auf der sogenannten „Faktenebene“ nicht erkennen, was die Wahrheit, der tiefere Sinn, der Plan in all dem ist. Es bleibt mir – wie uns allen – nichts anderes übrig, als meinem Herzen zu folgen, auch wenn das mühsamer ist, als eine Zeitung zu lesen.

Es geht mir darum zu spüren, ob das was da jeweils gerade geschieht und gesagt wird, Liebe in sich trägt.

Es geht mir darum, den Teppich an Möglichkeiten in mir auszubreiten und staunend zu betrachten.

Ent-Faltung – das bedeute auch, jede Falte zu lieben, wenn sie sich uns zeigt und glättet und jeden Krümel, der da steckt und vielleicht schon lange piekt, liebevoll zu betrachten.
Jede Falte und jeder Krümel haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin.
Und dann, erst dann möchte ich schauen, was der nächste Schritt sein kann.

Die Schweizer Astrologin Silke Schäfer weist in in ihrem aktuellen Beitrag zur Monatsenergie Stier darauf hin, dass wir jetzt – zunächst einmal für die nächsten 1 1/2 Jahre – in eine Phase eintreten, in der es intensivst um Kommunikation geht. Wie reden wir…mit uns, also unser Herz mit unserem Verstand, unser Ego mit unserer Seele. Aber auch: wie reden wir mit anderen! Wie reden die Medien mit uns und wie nehmen wir diese „Informationen“ auf, wie reagieren wir.
Und sie gibt folgenden Rat: man möge doch, bevor man einen Satz, ein Wort ausspricht, einen Moment inne halten und abwarten, welche Energie sich da auf der Zunge formt, was sich da manifestiert, bevor es ausgesprochen ist. Das kann man fühlen, wenn man es etwas übt, Sprache ist Energie!
Ein wunderbarer Ansatz, aber dafür braucht es Zeit, Ruhe, Geduld. Meine und die meines Gegenüber.

Um uns herum sind viel Lärm und viel Getöse. Chaos. Unordnung.
In der Ruhe zu bleiben und das, was da in uns schlummert, zu entfalten, ist unsere eigentliche Herausforderung. Unsere innere Stimme, unsere Intuition zu hören: das ist das Abenteuer, das jetzt beginnt.

Aber wenn wir uns diesem ganz persönlichen Prozess in unserem ganz eigenen Tempo zuwenden und uns nicht anstecken lassen von dem allgegenwärtigen „ich weiß, ich weiß“, dann haben wir wirklich eine Chance, unserem Seelenkern zu begegnen. Dann haben wir die Möglichkeit, wirklich zu hören! was da in uns klingt, was da gemeint! ist, was sich gut und richtig anfühlt und auch trägt und nicht nur eine kurze kleine Gedankenepisode ist, die beim ersten Windstoß wieder umfällt.
Dann betreten wir Neuland! Dann sind wir Schöper, Gestalter, Erbauer!
Dann können wir wirklich eine neue, andere Welt entstehen lassen, für uns und für alle und alles um uns herum.